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SCHATTENWELT Offline




Beiträge: 4.433

29.03.2008 20:54
RE: Oekonux als identifikatorisches Projekt? Antworten

ich glaube, wir nähern uns in der Tat dem "Epizentrum" unserer
Differenzen.

Stefan Merten wrote:

Das bringt auf den Punkt, was auch bei Hans-Gert nach meinem Gefühl
ständig durchkommt: Oekonux als identifikatorisches Projekt. Das
Verlangen, sich mit Oekonux *als Person* identifizieren zu können.
Damit verstehe ich dann auch, warum es für Hans-Gert geradezu eine
existentielle Frage zu sein scheint, ob eines seiner
OpenTheory-Projekte inside oder outside Oekonux ist. Ja, ich verstehe
jetzt auch plötzlich, warum dieser Frage inside/outside von manchen
hier überhaupt so eine große Bedeutung zugeschrieben wird.


Ich freue mich, dass du von *Gefühlen* sprichst und auch weiter
deine eigenen *Gefühle* in der Sache genauer ausbreitest. Das hilft
sehr weiter, *wenn* wir dabei zugleich akzeptieren, dass hier viel
nicht-Verbales mitschwingt, das klassische Instrument verbaler
Auseinandersetzung (siehe anderenmails) also an Grenzen stößt.

Zur Substanz: Es sind zwei Fragen, die in der oben zitierten
Textpassage stecken. Die erste ist die: Stimmt deine Wahrnehmung mit
der Intention des Autors überein? Und da spreche ich nicht für SMa,
sondern für mich selbst; ich möchte den Satz von SMa auch sagen
können und würde damit doch etwas anderes meinen als von dir in
diese Worte gelegt. Und die zweite - die wirklich Oekonux-relevante:
Wo liegen die Wurzeln *dieses* Missverständnisses?

Zur ersten Frage: Nein, (auch) für mich hat Oekonux eine *eigene*
Identität. Allerdings in anderer Form als für dich, denn

M.E. muss Oekonux ein Werkzeug bleiben.

reicht mir perspektivisch nicht aus. Und wohl auch FranzN nicht,
wenn er fordert, dass Oekonux zu einem "politischen Projekt" werden
sollte.

Allerdings bedeutet das in keiner Weise, dass für mich Oekonux ein
identifikatorisches Projekt in deinem Sinne ist. Es ist für mich
eher so, wie (Holloway) so was formuliert:
Ich-bin-Oekonux-und-ich-bin-nicht-Oekonux. Es gibt für mich ein
Leben außerhalb von Oekonux, aber Oekonux ist mir so wichtig, dass
ich hier ein Stück meiner Seele, meines Herzbluts oder wie du das
auch immer nennen möchtest, einbringen will. In meiner Terminologie:
dass ich hier einen *Gestaltungsanspruch* entwickle und damit hier
*auf meine Art* präsent sein möchte und präsent bin. Und selbst wenn
ich hier weggehen würde, dann bliebe *dieses* Stück meiner Seele
hier. Was Oekonux für mich ausmacht, sind weniger die Texte, die
Mailingliste, das Wiki, die Konferenzen, sondern die
Gestaltungsansprüche der Menschen, die sich hier treffen und wo
jede(r) ein Stück seiner Seele einbringt, woraus *für mich* eine
eigenständige Identität von Oekonux wächst, eben die "Vereinigung der
Macht der Oekonux-Individuen" (hier Macht = kreative Macht,
Force-Macht, verwirklichter Gestaltungsanspruch), die mehr ist als
wenn wir Oekonux nur als "Werkzeug" verstehen, als Instrument der
"Macht der vereinten Oekonux-Individuen". Das Mehr ist irgendwo im
positiven Bezug der individuellen Gestaltungsansprüche aufeinander zu
suchen.

Allerdings glaube ich, dass wir da im Faktischen gar nicht so weit
auseinander liegen. Wieso also SMa "Ich bin Oekonux" und du "Ich
bin nicht Oekonux"? Ist vielleicht beides Ausdruck von
Ich-bin-Oekonux-und-ich-bin-nicht-Oekonux, aber in SMa (und mir) ist
das *Gefühl* Ich-bin-nicht-Oekonux stärker und wir möchten das
Ich-bin-Oekonux für uns selbst aufgewertet sehen, während du eher
mit der Art, wie dich das Ich-bin-Oekonux verfolgt, unzufrieden bist
und du für dich das Ich-bin-nicht-Oekonux gestärkt sehen möchtest?

Dass das Ganze noch mit anderen Projektionen wie dieser hier

BTW: Der Satz von StefanMa erinnert mich auch fatal an einen Ausspruch
eines Vorgesetzten von mir: "Ich bin der Bereich XY".

überlagert ist, will ich nur in Parenthese anmerken. Macht die Sache
nicht einfacher.

Zur zweiten Frage: Da brauche ich fast nichts mehr deinen
Bemerkungen hinzuzufügen, denn du hast sehr plastisch geschildert,
was und wie dich die Vorstellung umtreibt, Oekonux könnte ein in
deinem Sinne identifikatorisches Projekt werden. Allerdings sind es
ganz viele Ängste und Befürchtungen auf einem abstrakten Level, die
zu einer ganzen Serie von "no-nos" führen, wo für mich hinter der
Vision die Menschen nicht mehr sichtbar sind. Und wo, gerade in
einigen Auseinandersetzungen mit dir, Gefühle hochkommen, die ich
inzwischen sehr gut einordnen kann. Eine solche Stelle ist dieses hier
(du am 3.9. auf [ox]):


Du wolltest das Projekt für deine persönlichen Zwecke
instrumentalisieren.


Wie gesagt, das hatte ich 35 Jahre und werde es für mich als
Experiment auch nicht im Kleinen wiederholen.

Ich auf [pox] am 14.2.:

Ich weiß nicht, ob du hier einer Fiktion nachhängst, die große Gefahr
läuft, konkrete Kontaktversuche zugunsten abstrakter Prinzipien in
den Boden zu reiten, siehe oben. So ähnlich hat es ja auch KarlD
gesehen. Kurz, ob ein solch striktes Ausweichen vor einer
kooperativen _Praxis_ wegen (d)einer _Theorie der Kooperation_
wirklich das ist, was ein Projekt wie Oekonux braucht. Die Antwort
ist sicher weder JA noch NEIN.


Und du und KarlD ebenda am 16.2.:

HGG: So ähnlich hat es ja auch KarlD gesehen.


SMn: No. From my perspective KarlD simply gives friends an
advantage. I'd call that Vetternwirtschaft (I do not have the
English term for this at hand - sorry). Vetternwirtschaft, however,
is something which is strongly opposed by many leftists and to me
it looks as there are good reasons for this.


KarlD: ich beginne mal in deutsch und versuch mich dann in englisch:
was stefan sagt ist nicht korrekt dass wiedergegeben, was ich
versucht habe in meiner mail an ihn, s.mz. und hans-gert (und noch
einer nur an ihn) rüberzubringen: das war in etwa so: ich würde
konkreten personen mit den bereits eine zusammenarbeit besteht, den
vorzug geben vor eventuell vorhandenen anderen, von denen man gar nix
weiss, und die eventuell wg. der kooperation mit den konkreten
personen sich eventuell von einem projekt distanzieren könnten, von
dem sie eventuel noch nie was gehört haben. ich hoffe ich konnte mich
verständlich machen.


Und vielleicht noch das:

Zur Frage des subtilen Verhältnisses zwischen Form und Wesen und
insbesondere der zwischen Identität und Macht schreibt (Holloway)
zusammenfassend am Ende von Kap. 4 "Der Fetischismus: Das tragische
Dilemma"


Der dritte (und von Holloway favorisierte - HGG) mögliche Ansatz das
Dilemma der dringlichen Unmöglichkeit der Revolution zu lösen,
besteht darin, im Wesen der kapitalistischen Macht selbst nach
Hoffnung zu suchen, ohne dabei von der Garantie eines Happy End
auszugehen. Allgegenwärtige Macht bedeutet allgegenwärtigen
Widerstand. Wir haben gesehen, dass instrumentelle Macht die
Negation kreativer Macht ist, die Verleugnung des gesellschaftlichen
Flusses des Tuns. Kreative Macht existiert in der Form ihrer
Negation als instrumentelle Macht. Der gesellschaftliche Fluss des
Tuns existiert in der Form seiner Negation als individuelle
Leistung. Tun existiert in der Form von Arbeit, Gemeinschaft in der
Form einer Masse von Individuen, Nicht-Identität in der Form von
Identität, menschliche Beziehungen in der Form eines Verhältnisses
zwischen Dingen, gelebte Zeit in der Form von Uhrzeit, der
Konjunktiv in der Form des Indikativs, Menschlichkeit in der Form
der Unmenschlichkeit. All diese unterschiedlichen Ausdrücke
menschlicher Emanzipation, alle diese Bilder einer Gesellschaft, die
auf gegenseitiger Anerkennung menschlicher Würde aufbaut, existieren
nur in der Form ihrer Negation. Wir müssen nach der Kraft dessen,
was in der Form des Negiertseins existiert, nach Hoffnung
suchen. Das ist der Stoff dialektischen Denkens: Dialektik ist das
"konsequente Verständnis der Nicht-Identität", das Verständnis der
explosiven Kraft dessen, was negiert wird.

KLUG IST NICHT , WER FEHLER MACHT !!!
KLUG IST DER , DER ES VERSTEHT SIE ZU KORRIGIEREN !!!

Die ZEIT werd es ZEIGEN !!!
Es fügt sich zusammen , was zusammen gehört !!!
HERZ aus EIS !!!

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