ich glaube, wir nähern uns in der Tat dem "Epizentrum" unserer Differenzen.
Stefan Merten wrote:
Das bringt auf den Punkt, was auch bei Hans-Gert nach meinem Gefühl ständig durchkommt: Oekonux als identifikatorisches Projekt. Das Verlangen, sich mit Oekonux *als Person* identifizieren zu können. Damit verstehe ich dann auch, warum es für Hans-Gert geradezu eine existentielle Frage zu sein scheint, ob eines seiner OpenTheory-Projekte inside oder outside Oekonux ist. Ja, ich verstehe jetzt auch plötzlich, warum dieser Frage inside/outside von manchen hier überhaupt so eine große Bedeutung zugeschrieben wird.
Ich freue mich, dass du von *Gefühlen* sprichst und auch weiter deine eigenen *Gefühle* in der Sache genauer ausbreitest. Das hilft sehr weiter, *wenn* wir dabei zugleich akzeptieren, dass hier viel nicht-Verbales mitschwingt, das klassische Instrument verbaler Auseinandersetzung (siehe anderenmails) also an Grenzen stößt.
Zur Substanz: Es sind zwei Fragen, die in der oben zitierten Textpassage stecken. Die erste ist die: Stimmt deine Wahrnehmung mit der Intention des Autors überein? Und da spreche ich nicht für SMa, sondern für mich selbst; ich möchte den Satz von SMa auch sagen können und würde damit doch etwas anderes meinen als von dir in diese Worte gelegt. Und die zweite - die wirklich Oekonux-relevante: Wo liegen die Wurzeln *dieses* Missverständnisses?
Zur ersten Frage: Nein, (auch) für mich hat Oekonux eine *eigene* Identität. Allerdings in anderer Form als für dich, denn
M.E. muss Oekonux ein Werkzeug bleiben.
reicht mir perspektivisch nicht aus. Und wohl auch FranzN nicht, wenn er fordert, dass Oekonux zu einem "politischen Projekt" werden sollte.
Allerdings bedeutet das in keiner Weise, dass für mich Oekonux ein identifikatorisches Projekt in deinem Sinne ist. Es ist für mich eher so, wie (Holloway) so was formuliert: Ich-bin-Oekonux-und-ich-bin-nicht-Oekonux. Es gibt für mich ein Leben außerhalb von Oekonux, aber Oekonux ist mir so wichtig, dass ich hier ein Stück meiner Seele, meines Herzbluts oder wie du das auch immer nennen möchtest, einbringen will. In meiner Terminologie: dass ich hier einen *Gestaltungsanspruch* entwickle und damit hier *auf meine Art* präsent sein möchte und präsent bin. Und selbst wenn ich hier weggehen würde, dann bliebe *dieses* Stück meiner Seele hier. Was Oekonux für mich ausmacht, sind weniger die Texte, die Mailingliste, das Wiki, die Konferenzen, sondern die Gestaltungsansprüche der Menschen, die sich hier treffen und wo jede(r) ein Stück seiner Seele einbringt, woraus *für mich* eine eigenständige Identität von Oekonux wächst, eben die "Vereinigung der Macht der Oekonux-Individuen" (hier Macht = kreative Macht, Force-Macht, verwirklichter Gestaltungsanspruch), die mehr ist als wenn wir Oekonux nur als "Werkzeug" verstehen, als Instrument der "Macht der vereinten Oekonux-Individuen". Das Mehr ist irgendwo im positiven Bezug der individuellen Gestaltungsansprüche aufeinander zu suchen.
Allerdings glaube ich, dass wir da im Faktischen gar nicht so weit auseinander liegen. Wieso also SMa "Ich bin Oekonux" und du "Ich bin nicht Oekonux"? Ist vielleicht beides Ausdruck von Ich-bin-Oekonux-und-ich-bin-nicht-Oekonux, aber in SMa (und mir) ist das *Gefühl* Ich-bin-nicht-Oekonux stärker und wir möchten das Ich-bin-Oekonux für uns selbst aufgewertet sehen, während du eher mit der Art, wie dich das Ich-bin-Oekonux verfolgt, unzufrieden bist und du für dich das Ich-bin-nicht-Oekonux gestärkt sehen möchtest?
Dass das Ganze noch mit anderen Projektionen wie dieser hier
BTW: Der Satz von StefanMa erinnert mich auch fatal an einen Ausspruch eines Vorgesetzten von mir: "Ich bin der Bereich XY".
überlagert ist, will ich nur in Parenthese anmerken. Macht die Sache nicht einfacher.
Zur zweiten Frage: Da brauche ich fast nichts mehr deinen Bemerkungen hinzuzufügen, denn du hast sehr plastisch geschildert, was und wie dich die Vorstellung umtreibt, Oekonux könnte ein in deinem Sinne identifikatorisches Projekt werden. Allerdings sind es ganz viele Ängste und Befürchtungen auf einem abstrakten Level, die zu einer ganzen Serie von "no-nos" führen, wo für mich hinter der Vision die Menschen nicht mehr sichtbar sind. Und wo, gerade in einigen Auseinandersetzungen mit dir, Gefühle hochkommen, die ich inzwischen sehr gut einordnen kann. Eine solche Stelle ist dieses hier (du am 3.9. auf [ox]):
Du wolltest das Projekt für deine persönlichen Zwecke instrumentalisieren.
Wie gesagt, das hatte ich 35 Jahre und werde es für mich als Experiment auch nicht im Kleinen wiederholen.
Ich auf [pox] am 14.2.:
Ich weiß nicht, ob du hier einer Fiktion nachhängst, die große Gefahr läuft, konkrete Kontaktversuche zugunsten abstrakter Prinzipien in den Boden zu reiten, siehe oben. So ähnlich hat es ja auch KarlD gesehen. Kurz, ob ein solch striktes Ausweichen vor einer kooperativen _Praxis_ wegen (d)einer _Theorie der Kooperation_ wirklich das ist, was ein Projekt wie Oekonux braucht. Die Antwort ist sicher weder JA noch NEIN.
Und du und KarlD ebenda am 16.2.:
HGG: So ähnlich hat es ja auch KarlD gesehen.
SMn: No. From my perspective KarlD simply gives friends an advantage. I'd call that Vetternwirtschaft (I do not have the English term for this at hand - sorry). Vetternwirtschaft, however, is something which is strongly opposed by many leftists and to me it looks as there are good reasons for this.
KarlD: ich beginne mal in deutsch und versuch mich dann in englisch: was stefan sagt ist nicht korrekt dass wiedergegeben, was ich versucht habe in meiner mail an ihn, s.mz. und hans-gert (und noch einer nur an ihn) rüberzubringen: das war in etwa so: ich würde konkreten personen mit den bereits eine zusammenarbeit besteht, den vorzug geben vor eventuell vorhandenen anderen, von denen man gar nix weiss, und die eventuell wg. der kooperation mit den konkreten personen sich eventuell von einem projekt distanzieren könnten, von dem sie eventuel noch nie was gehört haben. ich hoffe ich konnte mich verständlich machen.
Und vielleicht noch das:
Zur Frage des subtilen Verhältnisses zwischen Form und Wesen und insbesondere der zwischen Identität und Macht schreibt (Holloway) zusammenfassend am Ende von Kap. 4 "Der Fetischismus: Das tragische Dilemma"
Der dritte (und von Holloway favorisierte - HGG) mögliche Ansatz das Dilemma der dringlichen Unmöglichkeit der Revolution zu lösen, besteht darin, im Wesen der kapitalistischen Macht selbst nach Hoffnung zu suchen, ohne dabei von der Garantie eines Happy End auszugehen. Allgegenwärtige Macht bedeutet allgegenwärtigen Widerstand. Wir haben gesehen, dass instrumentelle Macht die Negation kreativer Macht ist, die Verleugnung des gesellschaftlichen Flusses des Tuns. Kreative Macht existiert in der Form ihrer Negation als instrumentelle Macht. Der gesellschaftliche Fluss des Tuns existiert in der Form seiner Negation als individuelle Leistung. Tun existiert in der Form von Arbeit, Gemeinschaft in der Form einer Masse von Individuen, Nicht-Identität in der Form von Identität, menschliche Beziehungen in der Form eines Verhältnisses zwischen Dingen, gelebte Zeit in der Form von Uhrzeit, der Konjunktiv in der Form des Indikativs, Menschlichkeit in der Form der Unmenschlichkeit. All diese unterschiedlichen Ausdrücke menschlicher Emanzipation, alle diese Bilder einer Gesellschaft, die auf gegenseitiger Anerkennung menschlicher Würde aufbaut, existieren nur in der Form ihrer Negation. Wir müssen nach der Kraft dessen, was in der Form des Negiertseins existiert, nach Hoffnung suchen. Das ist der Stoff dialektischen Denkens: Dialektik ist das "konsequente Verständnis der Nicht-Identität", das Verständnis der explosiven Kraft dessen, was negiert wird.
KLUG IST NICHT , WER FEHLER MACHT !!! KLUG IST DER , DER ES VERSTEHT SIE ZU KORRIGIEREN !!! Die ZEIT werd es ZEIGEN !!! Es fügt sich zusammen , was zusammen gehört !!! HERZ aus EIS !!!
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